Adresse: Geschwister-Scholl-Straße 4, 01591 Riesa
Strukturen: NPD, JN, Deutsche Stimme
Nutzung: Verlags- und Pateiarbeit, Veranstaltungen aller Art
In Riesa im Landkreis Meißen befindet sich auf der Geschwister-Scholl-Straße 4 eines der größeren Objekte der sächsischen Nazi-Szene. Bereits Ende der 90er Jahre sind Naziaktivitäten auf dem Gelände bekannt geworden. So ist unter anderem der Wahlkampf der NPD zur Wahl zum sächsischen Landtag im Jahr 1999 aus dieser Immobilie koordiniert worden. Im selben Jahr soll auch bereits die Neonazi-Band „Weiße Riesen“ dort geprobt haben.
Auf dem Gelände firmierte ursprünglich die Sanitärfirma des Riesaer NPD-lers und ehemaligen Stadtrates Jürgen Günz, diese ging jedoch pleite und die Immobilie gehörte zur Konkursmasse. Aus dieser kaufte schließlich die „Deutsche Stimme Verlagsgesellschaft“ das Objekt, nachdem Günz in den Reihen der NPD für den Standort geworben hatte.
Zu Beginn des Jahres 2000 zog der Verlag dann aus Baden-Württemberg in die sächsische Provinz, seit April 2000 wird die Zeitung von diesem Standort aus versandt. In den Jahren der Vertretung der NPD im sächsischen Landtag waren in der Geschwister-Scholl-Straße 4 zeitweise auch die Bürgerbüros von den Abgeordneten Holger Apfel und Jürgen Gansel untergebracht. Nach dem Ausscheiden aus dem Landtag und den dadurch fehlenden finanziellen Ressourcen konnten die Bürgerbüros jedoch nicht gehalten werden. Die Landesgeschäftsstelle des sächsischen NPD Landesverbandes ist in diesem Objekt beheimatet und seit Januar 2018, nach diversen Umzügen in den letzten Jahren, zudem die Bundesgeschäftsstelle der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“. Neben der Verlags- und Parteiarbeit steht das Gelände für Veranstaltungen aller Art zur Verfügung.
Es fanden in den vergangenen Jahrzehnten alle möglichen Veranstaltungsformate statt, so zum Beispiel Konzerte mit teilweise mehreren hundert Teilnehmer:innen. Jährlich lädt die sächsische NPD zum sogenannten Sommerfest auf das Gelände, so zuletzt am 3. Juli 2021. Auch Landesparteitage, zuletzt am 27. März 2021 und andere Parteisitzungen werden in der Geschwister-Scholl-Straße abgehalten. Weiterhin gehören Vortragsveranstaltungen oder auch Schulungen zu den Angeboten, wie beispielsweise die Nachwuchs-Kaderschulung mit JN’lern aus mehreren Bundesländern ebenfalls am 3. Juli diesen Jahres. Auch der zweite und dritte „JN-Europakongress“ wurde, nach anfänglicher Geheimhaltung des Ortes, letztlich in Riesa durchgeführt.
Die vielfältigen Veranstaltungsformate, die Größe des Objektes, sowie die Eigentumsverhältnisse verdeutlichen die herausragende Bedeutung dieser Immobilie für die regionale und überregionale Nazi-Szene. Die Geschwister-Scholl-Straße ist auch bei abspringenden Veranstaltungs-Locations, oder behördlichen Verboten andernorts immer eine mögliche Ausweichoption. Die häufige und auch überregionale Nutzung zeigt aber auch, dass antifaschistischer oder/und behördlicher Druck an anderen Orten immer wieder zu Stress und ausfallenden Veranstaltungen führt, weil es bundesweit wenige vergleichbar nutzbare Optionen für die Nazis gibt.