Adresse: Alte Poststraße 12, Brand-Erbisdorf, OT Gränitz
Strukturen: NPD, JN
Nutzung: Wohnraum, Veranstaltungen, Konzerte
Der ehemalige Gasthof „Haus Erzgebirge“, heute „Deutsches Haus“, wäre ein perfektes Objekt für neonazistische Veranstaltungen: Repräsentativ, groß, gut saniert, in einem Ort mit nur wenigen Einwohner:innen mitten in Sachsen. Doch der Besitzer, der ehemalige NPD-Bundesvorsitzende Günter Deckert hat bis heute keine Nutzungserlaubnis für Veranstaltungen in der Immobilie bekommen. Das Gebäude ist offiziell ein Wohnhaus – wohl nur deshalb hat sich das Haus bis heute nicht als Ort für Neonazi-Veranstaltungen etablieren können.
Deckert erwarb das Haus 2001 für 20.000 DM. Kurz darauf begann er mit Hilfe regionaler Kameraden mit der Sanierung, doch bereits ein Jahr später verfügte das Landratsamt einen Baustopp. Deckert ignorierte das, woraufhin das Haus im Juni 2002 versiegelt wurde. Deckert wiederum brach das Siegel, die Polizei musste einschreiten. Daraufhin folgte ein vierjähriger Rechtsstreit vor dem OVG Bautzen. Einen Bauantrag für ein Wohn- und Ferienhaus bekam Deckert durch, doch Veranstaltungen durfte er noch immer nicht durchführen. Bis 2008 wurde das Haus daraufhin saniert. Gegen einen Bescheid des Landratsamtes, das öffentliche Veranstaltungen im Gebäude untersagte, klagte Deckert, verlor allerdings 2010 vor dem Verwaltungsgericht Chemnitz.
Seit 2007 führte Deckert in dem Gebäude immer wieder Veranstaltungen durch, die sich jedoch besonders nach 2010 im kleinen Rahmen bewegen und trotz teilweise öffentlichen Charakters als Privatveranstaltungen deklariert werden. Am 08.09.2007 sollte mit einem Konzert der Bands „K.T.E.“, „Störmanöver“, „Feldherren“ und „Aryan Hope“ die erste Veranstaltung über die Bühne gehen, was das Landratsamt jedoch untersagte. Am 22.11.2008 fand dann das erste Konzert im „Deutschen Haus“ mit ca. 170-200 Teilnehmenden statt. Angekündigt waren die Bands „Blitzkrieg“ (Chemnitz) und „White Wash“ (Texas, USA). Am 03.04.2009 sollte hier erneut ein Konzert stattfinden. Die Bands „Priorität 18“, „Sachsonia“, „Golden Years“, „Attack“ und „Last Ride“ waren angekündigt, das Konzert wurde allerdings verboten. Auch eine Vortragsveranstaltung mit dem damaligen NPD-Berater Dr. Olaf Rose wurde durch das Landratsamt verboten, da die Baugenehmigung die Nutzung für Vortragsveranstaltungen nicht abdecke. Die NPD führte dennoch interne Veranstaltungen in dem Gebäude durch, etwa ein Treffen mit freien Kräften im September 2009, oder auch eine Mitgliederversammlung und Weihnachtsfeier am 19.12.2009. Diese blieb mit ca. 25 Teilnehmenden allerdings auch im kleinen Rahmen. Im Jahr 2010 ist nur eine Veranstaltung am 22.08. bekannt geworden. Hierbei handelte es ich um einen Vortrag mit ca. 18 Teilnehmenden. Auch im Jahr 2011 blieb die Nutzung mit einer Musikveranstaltung am 08.10. selten. Die Durchführung einer als „privat“ deklarierten Veranstaltung zu „alliiertem Bombenterror“ im Februar 2012 wurde auch durch den rechtsradikalen Multifunktionär Martin Kohlmann unterstützt. Ein Konzert am 27.04.2012 verhinderte die Polizei, die Bands „Permafrost“ und „Koltum“ waren angekündigt. Das vorerst letzte Treffen am 25.08.2012 fiel mit 25 Teilnehmenden erneut klein aus. Ab da sind zunächst fünf Jahre lang keine Aktivitäten in dem Haus bekannt. Am 25.07.2017 sollte ein Konzert der Neonazi-Rapper „Makss Damage“ und „Villain051“ sowie der Liedermacher und Rechtsrocker von „FreilichFrei“ und „F.i.e.l.“ zunächst in Ostrau stattfinden. Nachdem es dort aber untersagt wurde, wichen die Neonazis nach Gränitz aus. Nachdem es im Jahr 2018 erneut ruhig um das Gebäude war, fand dann vom 10. bis 11.08.2019 ein „Gemeinschaftstag Mitte“ genanntes Lager der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN) statt, zu dem bundesweite Kader der Organisation anreisten. Laut JN beschäftigten sich die mindestens 23 Teilnehmenden mit Vorträgen, Sportaktivitäten und einer Pilzwanderung. Seitdem wurden keine weiteren Aktivitäten in dem Haus bekannt. Es ist allerdings anzunehmen, dass hin und wieder kleinere Zusammenkünfte im „Deutschen Haus“ stattfinden. Im Jahr 2021 befand sich das Haus in einem sehr gepflegten Zustand. Auch nach 2019 fanden weitere Sanierungsarbeiten statt. So wurde u.a. eine Wand am hinteren Teil des Hauses mit einer Holzvertäfeltung versehen. Vor einigen Jahren war die Rede davon, dass drei Personen in das Haus eingezogen seien. Es ist davon auszugehen, dass auch heute noch Neonazis in dem Gebäude wohnen und es unterhalten.