Adresse: Lindenstraße 4, 01904 Weifa/ Steinigtwolmsdorf
Strukturen: „Neuer Deutscher Standard“
Nutzung: Wohnprojekt
Ein altbekanntes Mittel zum Aufbau von Strukturen sind gezielte Zuzüge neonazistischer Kräfte in Gemeinden und Städte in Form von Wohn- und Hausprojekten. Das ist auch die Idee hinter diesem Haus südlich von Bautzen.
Seit Sommer 2020 versuchen André Laaf („Primus“), Kai Alexander Naggert („Prototyp“), Ramona Naggert („Runa“) und Christoph Zloch („Chris Ares“) mit ihrem Rap-Projekt „Neuer Deutscher Standard“ (NDS) im Landkreis Bautzen Fuß zu fassen. Ziel ihrer Träume: Das Dorf Weifa bei Bautzen. Sie sollen dort ein bereits länger leerstehendes ehemaliges Ferienwohnheim erworben haben. Ares kündigte seinerzeit gleich eine Dorfgründung an, mit dem Ziel westdeutsche Neonazis in Ostdeutschland anzusiedeln: „Sodass Menschen auf Dauer in den Osten ziehen können, um dort Ruhe zu finden“.
Im November 2020 teilte die Gemeinde Steinigtwolmsdorf mit, dass sie ein mögliches Vorkaufsrecht für das Objekt nicht nutzen will. Trotz mehrmaliger Hinweise in Richtung Kreis- und Landespolitik blieben Versuche aus, durch einen gezielten Kauf das rechte Siedlungsprojekt frühzeitig zu beenden. Derzeit ist die Situation unübersichtlich. Christoph Zloch tauchte kurzzeitig in Bautzen und Umgebung auf, hat sich mittlerweile aber – trotz großspuriger Ankündigungen – aus dem Projekt verabschiedet. NDS hat er mehr oder weniger im Streit verlassen. Am Objekt selbst tut sich derzeit nicht viel. Ob die verbliebenen Reste von NDS nach dem Ausstieg von Zloch das Objekt erworben haben, ist derzeit unklar.
Wie in den sozialen Netzwerken ersichtlich, pflegen die Verbliebenen bereits beste Verbindungen zur ostsächsischen Neonazi-Szene. In ihren Videos und auf Instagram sind sie mit jungen Nazis aus dem Raum Bautzen zu sehen, besonders eng scheint der Kontakt zur Neonazi-Großfamilie Wölfer. Besonders Danny Wölfer taucht regelmäßig in den Videos und Postings von NDS auf – ein willkommener Resonanzraum. Seit September 2021 sind die Personen rund um NDS auf verschiedenen sächsischen Demonstrationen von Corona-Leugner:innen zu Gast. So trat Ramona Naggert am 20.09. in Bautzen, am 04.10. in Görlitz und am 17.10. beim 7. Jahrestag der rassistischen „Pegida“ in Dresden auf. Dabei ist festzustellen, dass durch Musik und Habitus vermehrt junge Neonazis den Zugang zu den Veranstaltungen finden.
Mittelfristig ist es nicht auszuschließen, dass die Ansiedlung mindestens Anstoß- und Orientierungspunkt für weitere Nachzüge bietet, verfolgt diese Vorgehensweise doch den allgemein zu beobachtenden Trend der Ansiedlung von Nazis in den ostdeutschen Bundesländern. Zumindest bisher ist jedoch festzustellen, dass die Vielzahl angekündigter Projekte nur zu einem kleinen Teil realisiert wurde. In welchem Ausmaß die Kombo Schaden aus dem Streit mit „Chris Ares“ gezogen hat, bleibt abzuwarten – zumindest in der lokalen Neonazi-Szene hat dessen Ruf stark gelitten. Das im November 2021 auch noch Ramona Naggert ihre Trennung von ihrem Mann Kai, sowie den Weggang von „NDS“ bekannt gab, dürfte ein weiterer Rückschlag für die Ambitionen rund um dieses Projekt sein.